© Darkwulf
Sie beide wussten nicht, was sie finden würden. Er war noch immer ein wenig unruhig und umfasste seinen Stab fester. Sie suchten vergeblich nach größeren Trümmern oder gar Ruinen. Seit mehreren Stunden waren sie damit beschäftigt im feuchten Schlamm zu graben oder Hinweisen nach zu jagen. Was war geschehen ? Warum gab es keine Spuren ? erschöpft ließen sie sich auf ihren Matten nieder, die sie mitgenommen hatten und fingen an Wasser aus ihren Schläuchen zu trinken.
,, Meint ihr, das wir unsere Kräfte bündeln sollten um mehr zu erfahren ? ´´ fragte Lurthenor schwitzend. Molitor nickte bedächtig, als er gerade eine verdorbene Frucht aß. Als sie sich eine Weile ausgeruht hatten schlossen beide ihre Augen und lenkten ihre Gedanken auf die nähere Umgebung. Als sie die Augen wieder öffneten sahen sie beide ungläubig auf eine steinerne Stufenpyramide, die sich vor beiden erhob. Auf den Treppen, die auf eine hoch oben gelegene Plattform führten, sahen sie eine Gestalt die in eiserne Ketten gelegt war.
Diese Gestalt hatte zwei goldene Hörner, die ein Krötenartiges Gesicht krönten. Das Gesicht war übersäht von tiefen Schnittwunden, von denen noch ein paar bluteten. Die blasenartigen Augen befanden sich auf ungleicher Höhe und sahen so aus, als ob sie überdehnt wären. Der Rumpf der Kreatur war hundeartig und mit Schuppen überdeckt, die sich in unregelmäßigen Rhythmus aufstellten. Es hatte einen kurzen, roten, echsenartigen Schwanz, der auf dem Boden schleifte. Die zwei Vorderläufe des Tieres waren kurze, stummelartige Beine, die scharfe Klauen hatten.
Die zwei Hinterläufe dagegen sahen aus wie die eines Insektes. Kein Geräusch ging von ihm aus. flüsternd fragte Lurthenor Molitor: ,, Habt ihr so was schon mal gesehen ?´´ ,, Ich habe so was noch nie gesehen oder davon gelesen.´´ antwortete Molitor bedächtig. Das Untier sah sie beide an und stand langsam auf. In diesem Moment fielen die Haare an der Unterseite des Ungetüms zu Boden und aus der Haut des Tieres stachen einige Spinnenartige Beine, die bis auf den Boden reichten und schleimig tropften hervor. Dann konnten sie eine Bewegung an der Kehle der Kreatur ausmachen, die wellenartig die Haut flattern ließ. Noch immer geschah dies alles lautlos und Szichtor und Lurthenor fragten sich, ob sie beide Opfer eines Illusionszaubers geworden waren.
Dann war es vorbei und sie sahen den einsamen Waldboden vor sich, der leicht verschwommen wirkte. Es war inzwischen Dunkel geworden, wie sie beide verblüfft feststellten. Dann hörten sie ein tierisches schnaufen hinter sich. Als sie in die Richtung blickten erblickten sie die Kreatur, die sie zuvor auf den Stufen gesehen hatten. Beunruhigt sahen sie das diese keine Ketten trug, die sie zurückhalten könnten. Dann setzte das Tier zum Sprung an.
Knarrend fuhr die Kutsche über den gepflasterten Weg der Reichsstraße. Inzwischen war fast eine Woche vergangen und sie beide hatten sich entschlossen nach Gareth aufzubrechen. Es war ein wolkenloser Tag und die Sonne brannte weiterhin erbarmungslos. Sie hielten einige Zeit später am Straßenrand. Falk sah, das der Kutscher begann die Pferde zu tränken, die sichtlich erschöpft aussahen. Als er das getan hatte öffnete er die Tür der Kutsche und bat Falk und Efferdia je einen Apfel an. Beide nahmen dankend an und warfen sich verschwörerische Blicke zu. Der Kutscher schloss jetzt kopfschüttelnd die Tür und ließ sich auf dem Kutschbock nieder. Pfeifend ergriff er die Zügel und spürte einen stechenden Schmerz, der von seiner Brust ausging. Seine Hand fuhr verwirrt zu der Stelle und er stellte fest, das ihn ein Armbrustbolzen getroffen hatte, der ihm das Leben nahm.
Als Falk feststellte, das die Kutsche nicht weiterfuhr blickte er aus dem Fenster. In der Ferne sah er mehrere Reiter, die ihre Waffen gezogen hatten und auf sie zukamen. Einer dieser Reiter, so konnte er erkennen, besaß eine geladene Windenarmbrust, deren Durchschlagskraft enorm war. Es waren dem Aussehen nach mehrere Wegelagerer, die in ihnen eine reiche Beute sahen. Vorsichtig schob er einen Dolch unter das Futteral des Sitzes. Inzwischen waren die Reiter herangekommen und hielten staubaufwirbelnd. Danach wurde unsanft die Tür aufgerissen und Falk und Efferdia aus der Kutsche gerissen, zu Boden geworfen und entwaffnet.
Benebelt hörte Rodiak : ,, Baron Falk Rodiak, ich der schwarze Dämon nehme euch hiermit in Gewahrsam!´´ ,, Geht es euch um schnelles Geld ?´´ erkundigte sich Falk empört. ,, Ich will euer Land und eure Frau !´´ forderte ein bärtiger Muskelprotz brüllend. ,, Ich werde... ´´ ,, Ich werdet gar nichts !´´ schallte es zurück und er spürte einen Tritt in seiner Seite. ,, Fesselt sie und stopft diesem Bastard das Maul !´´ befahl der Anführer donnernd. Als seine Kumpanen dies befolgt hatten, wurden Falk und Efferdia über die Pferde geworfen und die Gruppe ließ eine brennenden Kutsche zurück, die am Rande der Reichsstraße stand und bald nur noch ein unbedeutendes Häufchen Asche sein würde.
Dunkelheit umgab sie, die förmlich nach ihr zu greifen schien. Ihre Glieder schmerzten gepeinigt von Tausenden, glühender Nadeln, die in ihrem Leib steckten. Ihre Knochen waren mehrfach gebrochen worden und zitternd lag sie auf einem steinernen Altar. Ihr Herz pochte und ihre zerrissene Bluse war von Blut durchdrängt. Sie konnte ihre Augen nicht öffnen, da ihre Lider durch die harten Schläge angeschwollen waren. Nicht einmal schreien konnte sie, den sie hatten ihr den Kehlkopf zerdrückt. Sie wusste, das sie bald durch ihre Hand oder durch die Wunden sterben würde. Jetzt spürte sie etwas kaltes an ihrer Wange. Es fuhr langsam tiefer und über ihre Brust, wo es anhielt.
Es war die Klinge eines Ritualdolches, das wusste sie. Sie hatte einst ihre Freundin gesehen, die sie auf dem Altar den Göttern geopfert hatten. Sie wollte das es schnell vorbei war, doch insgeheim erkannte sie schmerzhaft, das sie ihr diesen Gefallen nicht tun würden. Sie fühlte ein Druck in ihrer Brust, der stärker wurde. Hätten sie ihr nicht die starken Kräuter gegeben, wäre sie längst ins Koma gefallen. Nun würden sie ihr Herz wollen, das eines der wertvollsten Göttergeschenke darstellte. Sie bereitete sich auf ihr Ende vor wurde jedoch enttäuscht. Plötzlich vernahm sie einen dumpfen Schlag und hörte etwas schweres zu Boden fallen. Dann schwanden ihr entgültig die Sinne und sie gab sich der Dunkelheit hin.
Als sie wieder erwachte konnte sie durch ihre geschundene Nase einen Geruch wahrnehmen, der modrig und feucht roch. Etwas Nasses lag auf ihrer Brust und war unangenehm kalt. Es bewegte sich ein wenig und pulsierte leicht. Kurz darauf berührte sie eine Hand mit scharfen Krallen die ihre Haare beiseite streiften. ,, Du hast schwere Verletzungen davongetragen ... .´´ ,, Ich werde dir helfen.´´ Sie kannte diese Stimme. Sie hatte sie gehört, als sie damals Nachts aus ihrer Hütte gerissen wurde und einen Schlag auf den Schädel erhalten hatte, der ihr die Sinne genommen hatte. Sie fühlte eine Flüssigkeit in ihren Hals hinabrinnen. Dieser Achaz flößte ihr irgendetwas ein. Sie wollte und konnte nicht mehr dagegen ankämpfen, also ließ sie ihn gewähren. Die Flüssigkeit schmeckte sauer und brannte in ihrem Mund.
Sie schleiften sie in ein Zelt, das nur ein paar Decken auf dem Boden enthielt. Nachdem man sie auf den Boden geschleudert hatte, wurde das Zelt geschlossen und sie sahen durch die Lücke des Zelteingangs eine schwer bewaffnete Wache, die der Kleidung nach ein Söldner sein mochte. Als sie beide sich eine Weile schweigend angesehen hatten, betrat ein beleibter, älterer Mann, dessen Kurzschwert in einer reich verzierten, ledernen Scheide steckte, das Zelt und stellte zwei Zinnteller auf dem Boden ab. Die breiartige Masse auf den Tellern roch ungewohnt und verdarb einem mehr den Appetit, als das es ihn anregte. Grimmig sah er sie beide kurz an und verließ daraufhin wortlos ihr Zelt.
Efferdia beobachtete ihren Mann sorgenerfüllt, wagte es jedoch nicht auch nur ein Wort zu sprechen, da ihre Furcht tief saß. Falk hatte sich inzwischen widerwillig zu seinem Teller hinübergerollt und begann mit der Zunge etwas von der Masse in seinen Mund zu befördern. Seine Frau tat es ihm nach einem kurzen Nicken ihres Mannes gleich, da sie wusste, das sie beide genügend Kraft bräuchten, um ihrem Gefängnis zu entfliehen. Vorerst wollte aber Falk auf Zeit spielen, da sie erst einen besseren Zeitpunkt abwarten mussten.
Nach einer ganzen Weile betrat das Zelt erneut eine Person. Es war der bärtige Mann, der sich als ,, schwarzer Dämon´´ vorgestellt hatte. Falk konnte feststellen, das er mit seiner Hand ein Stück zusammengerolltes Pergament umklammerte, das offenbar gesiegelt war. Stapfend kam er auf sie zu und polterte los :,, Rodiak ihr werdet mir diese Besitzurkunde umgehend unterzeichnen, wenn euer Weib weiter leben soll !´´ ,, Bevor ich dieses Dokument unterschreibe möchte ich mehr über eure Person erfahren !“ forderte Falk lautstark. ,, Ihr sollt nur wissen, das ich über die Macht verfüge euch bestialisch verrecken zu lassen !´´ erwiderte der Fremde erbost und traf mit seiner Faust unsanft Falk Rodiaks Kinn. Efferdia schrie auf:,, Bitte ...´´ ,, Ihr habt zehn Minuten !´´ brüllte der Bärtige und verließ tobend das Zelt, nachdem er Schreibzeug auf den Boden geworfen hatte.
Stimmen die von überall her zu kommen schienen drangen erbarmungslos auf sie ein und hatten etwas pervers anziehendes an sich. Sie riefen ihre Namen und verlangten nach ihren Seelen. Der beklemmende Druck, der auf ihren Lungen lastete ließ sie kaum atmen. Auch konnten sie ihre Glieder nicht mehr spüren. Einzig das goldene Licht, das sie blendete konnten sie gerade noch wahrnehmen. Als sie an ihren Leibern mühsam herabblickten, sahen sie diffuse Schriftzeichen, die ihre nackten Leiber bedeckten. Ihre Haut glänzte rötlich und gab knisternde Laute von sich, wie als ob sie in einem Feuer abbrennen würde.
Dennoch fühlten sie beide keinen Schmerz. Nur ein dumpfes pochen ihrer Herzen mochte darauf hindeuten, das sie noch nicht in den Hallen Borons angekommen waren. Wenig später kam ein Wesen heran. Es war das Wesen, gegen das sie beide nicht angekommen waren. Wann würden sich die Pforten der Niederhöllen öffnen ? Zu diesem Zeitpunkt konnten sie beide nicht erahnen, was sie erwarten würde. Sie wussten jedoch, das an dieser Stelle eine Macht ins Spiel kam, die offenbar nicht von ihrer Welt stammen mochte. Zitternd und schwer atmend lagen sie da, bis Molitor die Stille, die jetzt herrschte durchbrach:,, Mein Schüler, wir sind anscheinend dämonischen Mächten zum Opfer geworden.´´
,, Ich werde versuchen meinen Körper zu verlassen, aber es ist sehr gefährlich und ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird.´´ erläuterte der bedrückte Achaz seinem Schüler. ,, Versucht es nicht Meister, sonst werdet ihr sterben !´´ rief Lurthenor ängstlich zu seinem Lehrer herüber. Doch so sehr er sich bemühte ihn davon abzuhalten, Molitors Entscheidung stand fest. Er würde versuchen diesen Mächten zu entkommen auch wenn es sein Leben kosten mochte. Insgeheim dachte er daran wie er dann wieder in einer fernen Welt wieder zu sich kommen würde und seine verstorbene Begleiterin ihn in seinen Armen halten würde.
Sie beide würden dann endlich wieder zusammen finden und es würde keine Orks geben, die ihre Pläne durchkreuzen würden. Lurthenor hingegen konnte seinen Lehrherren nicht verstehen. Er konnte nur erahnen, welchen Gedankengängen sein Meister nachging. Aber ihm wurde bewusst, das seine eigenen Kräfte nicht ausreichen würden, sie beide aus dieser Lage zu befreien. Was würde auf sie zukommen, wenn sie noch länger hier wären ? Und was stellte dieses Wesen da und wem gehorchte es ? Er würde diese Antwort bekommen, früher oder später.